Der Imkerverein Nidderau-Schöneck e. V. trauert um seinen langjährigen Vorsitzenden Erich Selzer
Aus Liebe zur Natur
Obwohl seit einigen Jahren massiv Werbung für die Imkerei betrieben wird, geht die Anzahl der Bienenvölker leider tendenziell immer noch zurück. Die Ursachen sind vielfältig. Es fehlt an ausreichendem Imkernachwuchs. Auch, wenn die Imkervereine derzeit eine gute Rate Neuzugänge verzeichnen können, ist ein "Alt-Imker", der sich zur Ruhe setzt und vielleicht 50 oder mehr Völker aufgibt, nicht leicht zu ersetzen. Die Anzahl der Bienenvölker pro Imker sinkt.
Warum Imker werden?
Rund 80% der heimischen Wild- und Nutzpflanzen sind auf die Bestäubung durch die Honigbiene angewiesen. Durch die Bestäubung der Wildpflanzen sichert die Honigbiene vielen Lebensgemeinschaften ihre Nahrungsgrundlage. Ohne diese würde die natürliche Artenvielfalt und nicht zuletzt der Ernteertrag zurückgehen. Wussten Sie, dass die Honigbiene in der Landwirtschaft das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein. Aus volkswirtschaftlicher Sicht beläuft sich der Wert der Bestäubungsleistung der Honigbiene in Deutschland auf rund zwei Milliarden Euro jährlich. Der Imker leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Durch die Haltung von Honigbienen ist der Natur und dem Menschen gedient.
Außerdem wird jeder, der wie wir von der Imkerei "gepackt" wird, sein Umfeld entsprechend zu begeistern wissen. Dies ist die beste Basis, um auch bei Kollegen und Freunden ein Interesse an der Natur und der Erhaltung unserer Umwelt zu wecken.
Wenn alles gut läuft bringt uns ein Bienenvolk 20 - 40 kg Honig im Jahr. Zu einem Zusatzverdienst wird es bei einem Freizeitimker meist nicht reichen. Wenn man es richtig anstellt, sollte es jedoch die Kosten der Imkerei decken können. Auf die Weise hat man ein Hobby, das sich selbst finanziert. Es gibt nicht viele Hobbys, von denen man das sagen kann.
Faszination Bienenvolk
Die Honigbiene ist nicht einfach nur ein Insekt. Das Volk der Honigbiene ist ein Superorganismus, dessen Faszination sich kaum ein Imker entziehen kann. Wer bereit ist, sich theoretische und praktische Kenntnisse anzueignen, wird immer wieder neue Facetten finden, für die es sich lohnt tiefer ins Thema einzusteigen. Das Spektrum reicht von der Kommunikation, über die Orientierung, bis zur Fortpflanzung der Honigbiene - von der Bienenweide, über die Bienenzucht, bis zum negativen Einfluß der Umweltgifte und Rückgang der Biodiversität.Imkerei hat etwas sehr Meditatives. Die Hektik des Alltags hinter sich lassen - das ist am Bienenstand besonders gut möglich. Ja, es ist sogar essentiell für die Arbeit an den Bienen, die durch das Verhalten des Imkers direkt beeinflusst werden.
Wie andere Tiere auch, reagieren Bienen sehr sensibel auf menschliches Verhalten. Der Imker, der ruhig und besonnen mit seinen Bienen interagiert und auch auf ihre Stimmungen emphatisch eingeht, wird mit friedlichen Bienenvölkern belohnt werden. Die Schönheit der Natur geniessen - eine Fähigkeit, die uns im Alltagsstress immer mehr abhanden kommt. Es tut wirklich gut, sich am Bienenvolk zur Ruhe zu zwingen, zu "entschleunigen", wie man heute so gern sagt. Es ist interessant, die Bienen bei ihrem Anflug beobachten und mit ein wenig Erfahrung von den Farben der Pollenhöschen und der Abflugrichtung auf die Futterquelle zu schließen. Wenn dann noch im Frühjahr Königinnen gezogen und Ableger gebildet werden, hat schon so mancher Imker fast so etwas wie "Vaterfreuden" erlebt.
Und dann wär' da noch der Honig...
Honig ist gesund und belohnt einen bei jedem Frühstück noch einmal für die Arbeit am Bienenvolk. Wir Imker neigen in unserem Enthusiasmus manchmal dazu, "Industriehonig" als etwas Minderwertiges darzustellen. So pauschal kann man das nicht sagen. Und schon der Begriff "Industriehonig" ist irreführend. Honig aus dem Supermarkt wurde auch von Bienen gesammelt und enthält nicht etwa zugesetzten Rübenzucker oder ähnliches. Industriell verarbeiteter Honig hat nur nur ein paar Nachteile gegenüber dem Honig vom Imker. Der erste ist die fehlende Bestäubungsleistung. Diesen Punkt hatten wir bereits angesprochen. Der zweite ist, dass der Konsument nicht genau weiß, woher der Honig eigentlich kommt. Auf dem Etikett kann man "Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern" lesen. Honig aus aller Welt, also, oder "Allerweltshonig"? Etwas genauer dürfte es schon sein, oder nicht?
Das nächste Fragezeichen steht hinter der Belastung durch Pestizide und Kunstdünger. Der Imker hat durch die Wahl des Standortes zu einem gewissen Maß Einfluss auf die Inhaltsstoffe und darauf, ob seine Bienen pestizidarmen Nektar sammeln dürfen.
Der Geschmack ist ein weiterer Faktor. Während die Honigindustrie mit Mischung und Homogenisierung arbeitet, um den Honig immer gleich schmecken zu lassen, erntet der Hobby-Imker den Honig, der aus dem jeweilig vorhandenen Blütenangebot resultiert. Honig vom Imker schmeckt so gut wie nie völlig gleich. Mal hat man im Frühjahr mehr Rapsanteil, mal mehr Obstblüte oder gar Klee. War der Sommer trocken und stehen die Bienenstöcke in Waldnähe, wird der Sommerhonig durch Honigtau dominiert. Es gibt stets neue Geschmacksvarianten zu entdecken.